Space@Sea: Maarten Flikkema - Interview

Maarten Flikkema war als Koordinator maßgeblich für den Erfolg des EU geförderten Projekts Space@Sea zuständig. Der Ingenieur aus Amersfoort in den Niederlanden ist seit mehr als 15 Jahren auf dem Gebiet der maritimen Projektkoordination tätig. Langjährig für das niederländische Institut MARIN. 2018 hat er sein eigenes Consultingunternehmen namens FBS gegründet.

GICON®: Herr Flikkema – Space@Sea wurde im Oktober abgeschlossen – konnten alle selbstgesteckten Ziele erreicht werden?

Das kann ich mit einem klaren Ja beantworten. Das Ziel des Projekts Space@Sea bestand darin, einen modularen Ansatz für schwimmende Inseln zu entwickeln, um neuen Raum in den Küstengebieten und auf See zu schaffen. Steigende Bevölkerungszahlen und die Verlagerung der Bevölkerung in Küstengebiete erhöhen den Druck auf die Landnutzung der Küsten. Alternativen, wie Landnutzung durch Aufschüttung zu realisieren haben eine sehr große Auswirkung auf die Umwelt. Mit einer schwimmenden Lösung sind die Umweltauswirkungen viel geringer, während sie gleichzeitig viel flexibler sind und ein allmähliches Wachstum einer Insel ermöglichen. Space@Sea hat den Entwurf eines modularen schwimmenden Inselkonzepts erreicht, das im Modellmaßstab in der Modellversuchsanlage MARIN demonstriert wurde. Der Designentwurf umfasst ein Konzept zur Verbindung der schwimmenden Inselmodule miteinander und eine Methode zur Verankerung der gesamten Insel am Meeresboden.

GICON®: Wo mussten Sie vom ursprünglichen Konzept abweichen?

Das ursprüngliche Konzept für die schwimmenden Inseln bestand aus Dreieckselementen. Nach ersten Anforderungen aus den Anwendungsfällen zeigte sich, dass eine quadratische Form aus Sicht der Raumnutzung wesentlich effizienter ist. Eine Studie zu den Verbindungslasten zwischen den schwimmenden Inseln hat nur begrenzte Unterschiede in den Spitzenlasten zwischen der quadratischen und der dreieckigen Form aufgezeigt. Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen des Projekts in Bezug auf die Modularität ist, dass wir uns wahrscheinlich nicht zu sehr auf die Standardisierung der Modulformen und -größen konzentrieren sollten, sondern dass der Fokus mehr auf der Standardisierung der Positionen für die Anschlüsse und auf den Deckshöhen über Wasser liegen sollte. Auf diese Weise wird das System wesentlich flexibler hinsichtlich der Anwendungen.

GICON®: Wann werden schwimmende Inseln Realität?

Technisch sind schwimmende Inseln bereits heute möglich, das hat das Space@Sea-Projekt gezeigt. Wahrscheinlich ist die derzeitige technische Lösung noch zu teuer. Weiterentwicklungen und erste Anwendungserfahrungen werden aber auch hier zu Kostensenkungen führen. Die derzeitigen Hindernisse liegen in den Bereichen der Gesetzgebung, Vorschriften und bei Gesundheits- sowie Sicherheitsfragen. Besonders behördliche Fragestellungen im Zusammenhang mit Inseln mit Mehrfachnutzung müssen berücksichtigt werden. Es geht u. a. darum, wer wird der Eigentümer sein und welche Regeln gelten auf den Inseln? Inseln mit einmaliger Nutzung haben weniger Barrieren, wenn es sich um Arbeitsinseln handelt. Das Leben auf einer schwimmenden Insel erfordert aber eine Weiterentwicklung für Regeln und Vorschriften.

GICON®: Wird es ein Folgeprojekt geben?

Zurzeit arbeiten mehrere Partner an mehreren Folgemaßnahmen. Zusammen bemühen sie sich u. a. um Fördermittel der EU. Diese Initiativen konzentrieren sich auf schwimmende Inseln mit einer einmaligen Nutzung zur Unterstützung von Offshore-Windgenerationen und auf die Landerweiterungen in geschützten Gewässern.

Dieses Interview erschien ursprünglich in der GICONcret III/2020

Zurück